Soziale Berufe – gewachsen wenig Anerkennung
Mittlerweile habe auch ich das Trauma Abitur bereits seit zwei Jahrzehnten hinter mir gelassen. Und inzwischen habe ich auch einen sozialen Beruf ergriffen, soziale Arbeit an einer dualen Hochschule studiert und einen Mastergrad in angewandter Ethik im Sozial- und Gesundheitswesen erworben. Ich war in der heilpädagogischen Förderung tätig, leitete eine geschlossene Wohngruppe, schnupperte in den gerontopsychiatrischen Bereich hinein und hatte, wenn ich von meiner jetzigen Position aus auf die letzten Jahre zurückblicke, die meisten meiner Berufsjahre im Schichtbetrieb erledigt. Die Menschen, mit denen ich zusammengearbeitet habe, waren überwiegend Frauen (und sind es immer noch) und die Bezahlung war immer durch die Bank weg schlecht – verglichen mit dem, was in der freien Wirtschaft verdient wurde. Während die Boni meiner Bekannten in der Privatwirtschaft hoch und vierstellig sind, ist meine „Leistungszulage“ nach dem TVÖD niedrig und dreistellig. Ein inzwischen verstorbener, lieber Kommilitone, der bei einem Pharmaunternehmen tätig war, fragte mich einmal, warum man sich so etwas im sozialen Bereich überhaupt gefallen lassen würde – er würde jedenfalls für ein derartiges Gehalt nicht arbeiten wollen. Ich zuckte nur mit den Schultern.
Um zu verstehen, warum soziale Arbeit – und das schließt Pflege und Erziehung mit ein – einen recht schweren Stand hat und von der Akzeptanz her so weit unter anderen Dienstleistungs- und Produktionsberufen steht muss man vorn anfangen – ganz vorn. (mehr …)